back in Europe

...und jetzt sitz ich hier bei 5° Celsius und Nieselregen und träume beim sortieren von mehr als 1000 Fotos von besseren (?) oder zumindest wärmeren Zeiten  ;-)

Mit anderen Worten : ich bin wieder heil zu Hause angekommen.

Vielleicht ist ja der eine oder die andere beim lesen dieses Blogs auch ins träumen gekommen.... da gibt's nur einen Rat : einfach machen - der Bus steht abfahrtbereit im Busbahnhof !!

Ciao  :-)

eine kleine ganz subjektive Schlussbemerkung

Hier mal ein kurzes Fazit der letzten 6 Wochen.

Ja... Aethiopien ist ein tolles Reiseland.
Wenn man allerdings europaeische "Touristen" Standarts erwartet, wird man wohl bitter enttaeuscht sein oder ganz tief in die Dollar-Kasse greifen muessen. Klar, man kann sich fuer 150 USD pro Tag einen Fahrer mit Allradfahrzeug mieten und sich kommod durch die Gegend chauffieren lassen, in guten Hotels ab 60 USD pro Nacht ( geht auch locker das 3-fache ) vermutlich sogar mit Strom und warmem Wasser naechtigen und nebenbei ein wenig Afrika-Feeling schnuppern.

Dann entgeht einem aber vielleicht vieles, was dieses Land auch ausmacht. Dazu gehoeren dann leider auch die gravierenden Probleme mit Muell , der vieler Orts einfach so auf der Strasse entsorgt wird. Hin und wieder werden die Haufen einfach zusammengekehrt und an Ort und Stelle verbrannt. Das faellt dann auch nicht weiter auf, da in und vor fast jedem Haus ein Holzkohlefeuer schwehlt, auf dem gekocht wird.
Sogar im offenen Treppenhaus des Mehrfamilien-Hauses, in dem ich hier zu Gast bin, findet diese Art der Essens-Zubereitung regelmaessig Anwendung.

Wenn man es so macht wie ich in den letzten Wochen, kostet das Zimmer maximal 250 Birr - im Schnitt war es deutlich guenstiger ( nochmal zur Erinnerung 23 Birr = 1 Euro ). Das es regelmaessig in den von uns gewaehlten Hotels kein fliessendes Wasser gab ( dafuer aber auch schon mal eine kleine Kakerlake), lag wohl eher nicht am Hotel sondern an der ueberforderten Infrastruktur - im Bad stand dann einfach ein grosser Eimer Wasser und geduscht wurde mit der Kanne.
Statt Strom, der auch hier in Addis mit schoener Regelmaessigkeit ausfaellt, wurden dann eben Kerzen angemacht.

100 km oeffentlicher Bus kosten so ca 50 Birr. Dafuer braucht man dann auf befestigten Strassen auch schon mal einen ganzen Tag fuer 350 km, auf Schotter entsprechend laenger. Man hat also alle Zeit der Welt , die meist tolle Landschaft zu geniessen oder mit den Angstgefuehlen fertig zu werden, wenn der Busfahrer mal wieder meint, er sei der Koenig der Strasse ;-)

Der Tee oder Kaffee kosten an kleinen Staenden neben der Strasse so ca 2-3 Birr und die total leckeren Sambussa ( in Oel gebackene Teigtaschen mit Linsenfuellung ) und aehnliche tolle Sachen sind fuer den gleichen Preis zu haben.
Man reist und lebt mit den Menschen, oft waren wir die einzigen Weissen im Ort. Ich erinnere mich noch an den Menschenauflauf, als wir mal am Ende der Welt auf dem Weg nach Bonga ein Kilo Bananen auf dem Markt kaufen wollten.

Da sind wir schon bei einem Problem angekommen, dass sich offensichtlich nicht bekaempfen laesst. Staendig wird man angesprochen, wenn man stehen bleibt auch schon mal sofort umlagert. You, you / hey - where you go / Ferenghi ( leitet sich ab von Franzose, gemeint ist sinngemaess Auslaender) / money, money (da werden schon kleine Kinder drauf trainiert) und aehnliches wird einem hinterher gerufen. Das nervt hin und wieder gewaltig und wenn dann mal durchaus freundlich gemeinte Kontaktversuche darunter sind, hat man Schwierigkeiten diese herauszufiltern.

Allerdings waren die meisten Menschen uns gegenueber freundlich eingestellt. Ganz oft haben wir die noetigen Hilfestellungen bekommen wenn wir Orientierungsprobleme hatten. Einmal ist jemand morgens um 5 im dunkeln mit uns durch den ganzen Busbahnhof von Addis gezogen (da stehen um diese Zeit nach einem fuer uns nicht erkennbaren System locker 50 Busse abfahrtbereit in alle Himmelsrichtungen) bis wir den richtigen Bus gefunden hatten. Oefter mal hat man uns auch einfach so im Auto ( da geht auch die Ladeflaeche des Pickup) mitgenommen um zum naechsten Bus-Haltepunkt zu kommen oder die wichtigsten Infos auch mal ungefragt gegeben, wenn wir mit offensichtlich fragendem Blick in der Gegend rumstanden.

Busfahren ist ein ganz eigenes Thema. Fuer Langstrecken Busse kann man manchmal das Ticket einen Tag im Voraus am Busbahnhof kaufen - wenn man denn dahin kommt. Anderenfalls findet man sich morgens um 5 mit hunderten anderer Interessenten vor dem geschlossenen Tor des jeweiligen Busbahnhofs ein und draengelt sich so gut man kann bei dessen Oeffnung nach vorn, um moeglichst schnell den richtigen Bus (siehe oben) zu finden um dann ein Ticket zu ergattern. Hat man den Platz, geht schon mal eine wilde Diskussion um den Fahrpreis und den Preis fuer das Gepaeck auf dem Dach los - Eingangsforderungen in Hoehe des 2-3 fachen des normalen Preises waren da schon mal an der Tagesordnungen ( von den Ferenghis kann man's ja nehmen). Gut wenn man da den normalen Fahrpreis kennt uns sich beharrlich darauf beruft - hin und wieder bekommt man sogar Unterstuetzung durch die anderen Fahrgaeste.
Genauso oft sind wir aber auch einfach so wie alle anderen Fahrgaeste behandelt worden. Loben moechte in diesem Zusammenhang mal die Minibus Schaffner in Addis. Bei einem Fahrpreis von z.B.1,5 Birr (wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht) hab ich mal so auf Verdacht 2 Birr gegeben und habe ganz selbverstaendlich einen halben Birr zurueck bekommen - und das war regelmaessig so.

Aethiopien ist ueberwiegend gebirgig. Wer Spass an aussergewoehnlichen Naturerlebnissen hat ist hier auf jeden Fall richtig. Eine gewisse Resistenz gegen Staub ( in der Regenzeit : Matsch), Sauerstoffarmut ( macht sich so ab 2500m schon mal bemerkbar), Hitze und Sonneneinstrahlung (ich hab mir mal innerhalb von 2 Std die Haut verbrannt weil ich das eincremen vergessen hatte) sind auf jeden Fall hilfreich.

Und noch was wichtiges zum Schluss. Wir hatten zwar manchmal das Gefuehl, dass man uns uebers Ohr hauen will aber zu keinem Zeitpunkt hatten wir das Gefuehl, dass unsere persoenliche Sicherheit gefaehrdet war - und wir waren zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs.
Genauso ist das Gesundheitsrisiko wohl eher gering. Wir haben regelmaessig an kleinen Essensstaenden an der Strasse gegessen und getrunken, klar war auch mal ein Tag mit Durchfall dabei aber gravierende Erkrankungen haben wir nicht erlitten. Einzig und allein beim Wasser haben wir aufgepasst - Trinkwasser in versiegelten Flaschen gibt es aber in ausreichender Menge an jeder Ecke.

Ich wuerde auf jeden Fall jederzeit wiederkommen.

Herzlichen Dank an alle, die mich hier und an anderen Orten in Aethiopien ganz selbverstaendlich aufgenommen, beraten und unterstuetzt haben....

....und an Neville, ohne den in den Bale-Mountains die Kueche wohl kalt geblieben waehre :-)

Menagesha Forest

Die letzten 3 Tage meines Aufenthalts in Aethiopien haben wir entspannt in einem der letzten erhaltenen und unter Schutz stehenden Waldgebieten ca. 30 km SW von Addis verbracht.
Die Fahrt dahin wurde wie immer mit oeffentlichen Verkehrsmitteln durchgefuehrt. Los gings ca. 1,5 Std mit 3 verschiedenen Mini-Bussen - natuerlich mit "Vollversorgung"

Nachdem wir am letzten Haltepunkt Lebensmittel und Trinkwasser fuer 3 Tage gebunkert hatten, gings eine Stunde lang mit 1PS weiter, wie so oft schon vorher musste nach der halben Strecke erst mal neu ueber den Fahrpreis verhandelt werden - der Lenker wollte auf einmal das doppelte - hat er am Ende nach langen und schwierigen Verhandlungen aber nicht bekommen !!

Fuer das letzte Stueck zum Campground war eigentlich noch einmal eine Stunde Gepaeckmarsch angedacht, eine nette hollaendische Familie hat uns aber dann mit ihrem Allrad bis ans Ziel mitgenommen :-)

Der Campground lag mitten im Wald, drum rum nur fast unberuehrte Natur, ein paar Affen und eine einheimische Sorte Impalas - natuerlich ohne Wasser, Sanitaeranlagen und Strom - was ist ueberhaupt Strom..???

War ein entspanntes Wochenende mit einer schoenen Wanderung ueber Stock und Stein durch die Umgebung, den hoechsten Berg in der Umgebung von Addis ( 3700m ) gabs diesmal nur als Aussicht von unten ;-)

Zurueck haben wir heute dann doch noch den Gepaeckmarsch bekommen - aber bergab. Ab dem Haupteingang hat uns dann ein freundlicher Allrad-Fahrer zur naechsten Stadt mit Bus-Anschluss an Addis mitgenommen.

Jetzt ist aber dann endgueltig packen angesagt.Turkish Airlines hat gerade den Rueckflug fuer morgen Nacht um 02:00 h bestaetigt

Lalibela

Weiter geht's mit dem Kulturprogramm.

In den letzten Tagen habe ich die Felsenkirchen in und um ( besser: oberhalb) von Lalibela besichtigt.

Man stelle sich das so vor : Aus dem anstehenden Fels wird so viel Material entfernt das mitten drin die aeussere Form der Kirche mit allen Applikationen und Verzierungen stehen bleibt, dann braucht man das Ganze nur noch aushoehlen und schon ist die Kirche fertig......und das alles steht da schon seit 600 Jahren und mehr.
Allein in Lalibela findet man in 2 Gruppen 9 solcher Kirchen, bis zu 20 m tief im Fels, alle untereinander mit unterirdischen Gaengen verbunden.
In der Umgebung gibt's dann nochmal ca 60!

Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn das Umfeld deutlich "touristischer" war als bisher - incl. der Preise..:-(
Dafuer hatte das Zimmer dann sogar eine funktionierende warme Dusche !!!

Hier mal ein paar Beispiele der imposanten Bauwerke:

Selbverstaendlich werden diese Bauwerke auch von der orthodoxen Kirche genutzt. Hier eine Gruppe von Pilgern aus der Region beim Gebet oberhalb und am Fuss der Kirchen :

Die unterirdischen Gaenge:

Da oben auf dem Berg rechts haben sie auch eine gebaut :

Da bin ich dann mal "grade" hin, sind ja nur 700 Hoehenmeter rauf auf 3700m ;-)

You never walk alone :-)

Auf jeden Fall ne super Aussicht von da oben :

Zur Restaurierung z.Zt. unter einem Schutzdach:

600 Jahre alte Holz - / Lederbuecher:

Auf der Rueckfahrt nach Addis hatte ich mal wieder das Vergnuegen, mit einem offensichtlich bei der letzten Dakar - Ralley geschulten Busfahrer unterwegs zu sein.
Der hat das volle Schotter-Programm virtuos mit seinem 20 Jahre alten (also fast neuwertigen)
70-Sitze Reisemobil ohne Gnade fuer Mensch und Material umgesetzt.

Hier mal 2 kurze Ausschnitte des 2 Std. Trips - auch wenn der upload vermutlich mal wieder ewig dauert :-(

Vllt. doch nur ein Video ??? - die Technik hakt wohl etwas

Das am Ende der Bus auf der Weiterfahrt nach Addis Ababa kaputt ging und nach Reparatur  erst mit 12 Stunden Verspaetung ankam, hatte aber gaaanz sicher nichts mit der Fahrweise zu tun ;-)

Morgen geht's ein letztes mal los. Diesmal fuer ein verlaengertes Wochenende zum erholsamen Camping in den Menagesha Forest, etwa 30 km SW von Addis....

.....und dann wird es auf einmal ploetzlich Zeit zu packen, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch steht der Rueckflug nach Deutschland an

Gondar

Heute gibts leider mal wieder Probleme mit den Fotos -  ihr muesst halt den Monitor drehen :-) -  da der einzige funktionierende Internetladen mit Vorkriegstechnik arbeitet ;-)
Wir waren ein paar Tage in einer wunderschoenen Umgebung am Nordufer des Lake Tana und haben ein wenig Urlaub von den aethiopischen Realitaeten gemacht - kein Staub, kein Muell auf der Strasse, fliessendes Wasser in super Sanitaeranlagen und eine funktionierende Solarstrom Anlage. Wir haben vom Kanu aus die Uferlandschaft mit ihrer spannenden Tierwelt und Vegetation beobachtet, konnten sogar schwimmen gehen :-) und haben eine Menge interessanter Menschen getroffen.
Die Anlage wird von einer Hollaenderin gefuehrt, auf einmal haben wir uns wie in Europa gefuehlt - auch was das Essen anbelangte. Hier der Link zur Seite : http://www.timkimvillage.com/

Begegnung auf dem See, Netz-Fischer in traditionellen Schilf Booten:

Gestern konnten wir dann mit einem hollaendischen Ehepaar in ihrem Allrad Toyota WoMo relativ bequem wieder nach Gonda zurueckkommen. Die Hinfahrt mit einem 2nd class Bus ueber die 60km Schotterstrecke- eine einzige Grossbaustelle - war wie ein heisser staubiger Ritt auf einer Ruettelplatte mit 2 Mann auf dem Schoss.....

In den naechsten Tagen ist erst mal Kultur angesagt. Hier in Gonda haben wir gestern und heute die (teilweise renovierten) Ruinen der alten Koenigsburgen aus den 16. Jahrh. besichtigt.

Ab morgen geht's fuer mich alleine weiter, meine Reisebegleitung ist heute mit dem Morgenbus zurueck nach Addis gefahren um am Montag wieder puenktlich an den Schreibtisch zurueckkehren zu koennen.

An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank - hat super viel Spass gemacht.

Fuer morgen - natuerlich wie immer um 05:30h mit dem Fruehbus - habe ich Tickets Richtung Lalibela um die dortigen Felsenkirchen zu besichtigen - geplant ist, mit nur einmal umsteigen bis Sonnenuntergang dort anzukommen....

Bahir Dar und die Nilfaelle

Zunaechst hier noch ein Bild unseres Luxus-Schlittens von gestern, hier bei einer Pinkelpause irgendwo auf der Strecke:

Einige Bilder vom Lake Tana. Die Faehre unten auf dem Bild faehrt einmal pro Woche ueber den See nach Norden und ist dabei ca. 2 Tage unterwegs. Der Antrieb stammt uebrigens von Deutz und Schottel - made in Germany vor ca. 40 Jahren:

Wir haben uns heute dann mal wieder mit dem OEPNV auf den Weg ins 20 km entfernte Tis Abay gemacht, um die Wassefaelle des Blauen Nils zu besuchen.
Mit dem kleinen gelb-blauen Bus in der Mitte sind wir dann jeweils eine gute Stunde auf Schotterstrecken unterwegs gewesen. Losgefahren wird wie immer, wenn der Bus wirklich voll ist :-)
Auf jeden Fall ist gewaehrleistet, dass der Kontakt zur einheimischen Bevoelkerung intensiviert werden kann.

Im Moment ist Trockenzeit, so dass nicht soviel Wasser den Abhang hinunterfaellt, aber trotzdem ein imposantes Schauspiel.

Transport von Zuckerrohr ueber den Fluss:

Hier werden Tierhaeute verarbeitet:

So wird hier ueberall im laendlichen Raum der Boden bearbeitet:

Und jetzt noch ein Hinweis in eigener Sache.

Seit 3 Tagen habe ich etwas Schnupfen. Da hier - wenn ueberhaupt - immer nur kaltes Wasser aus dem Duschkopf kommt, musste ich, um einer Verschlimmerung meines erbaermlichen Zustands zuvorzukommen, mein Duschverhalten anpassen ;-)

Morgen frueh geht's uebrigens weiter nach Gondar....